Tagebuch Moldawien - Tag 3

Tagebuch Moldawien - Tag 3

Unsere Reise führte uns zum letzten Dorf. In der Schule wurden wir herzlich empfangen. Ein gesponserter Bildschirm bereichert dort den Unterricht und die Schulleiterin – zugleich auch Leiterin der Kindertagesstätte «Esther House» – zeigte uns voller Stolz, wie begeistert die Kinder damit lernen.

Doch hinter den fröhlichen Gesichtern verbergen sich grosse Herausforderungen. Die Schule ist der einzige Ort mit fliessendem Wasser in der Region, doch das Wasser dort ist ungeniessbar und riecht stark nach Schwefel. Eine Wasserleitung bis zum Esther House ist eines ihrer Ziele. Ein Filter, der sauberes Wasser liefern könnte, kostet CHF 5'000.00 – eine Summe die auch für uns nicht einfach so nebenbei zu stemmen ist. Für sie jedoch unerreichbar.

Nach unserem Schulbesuch gingen wir zu einer Familie, die dank eines Spenders ein neues Zuhause erhalten hatte. Ihr altes Haus wurde durch einen Familienstreit durch den Vater niedergebrannt. Doch auch das neue Haus weist viele Mängel auf. Ihr grösster Wunsch? Ein Kühlschrank für CHF 350.00 – eine greifbare Summe für uns, doch für sie von unschätzbarem Wert. Die Mutter von Alina und Maria verlässt ihre Kinder jedes Jahr für drei Monate, um in Italien Erdbeeren zu pflücken. Während dieser Zeit übernimmt ihr älterer Sohn die Verantwortung für seine Schwestern – in seinen Semesterferien.

Das "Esther House" ist die älteste Kindertagesstätte von ora in Moldawien, gegründet 2009. Fünf Mal pro Woche kommen hier 60 Kinder zusammen – ein Ort voller Geborgenheit, an dem sie spielen, lernen und einfach Kind sein können. Trotz Sprachbarrieren verstanden wir uns beim Basteln sofort. Zwei Mädchen schenkten uns stolz ihre selbstgebastelten Taschen und wir gaben ihnen unsere zurück. Ihre Freude war ansteckend und sie mussten es sofort ihren Freunden erzählen. Doch die Realität ist hart: Ein Junge fragt täglich, was es zu essen gibt, weil es zuhause kaum etwas gibt.

Die Kinder sehen die Schulleiterin vor allem als Freundin, was sofort spürbar war. Da sie sowohl die Schule als auch das Kinderhaus leitet, bekommt sie alle Probleme hautnah mit und versucht stets, bestmöglich zu helfen. Es war auch wunderschön zu sehen, wie Kinder unterschiedlichen Alters miteinander spielten. Die Leiterin kennt viele ihrer Schüler so gut, dass sie sogar weiss, was die Kinder im Erwachsenenalter machen.

Als Abschiedsgeschenk erhielten wir Freundschaftsarmbänder. Die Leiterin sagte uns mit einem Lächeln: " Bitte nehmt nicht die Traurigkeit mit, sondern das Gute, das ihr hier gesehen habt. Ihr seid nun Teil unserer Familie. Menschen wie ihr schenken uns Hoffnung. Vergesst uns nicht."

Die Leiterin träumt davon, den Kindern mehr kreative Möglichkeiten zu bieten wie beispielsweise Musik. Viele von ihnen sind unglaublich talentiert. Ein paar Instrumente wären ein Geschenk, das ihre Welt bereichern würde.

Diese Begegnungen haben uns tief berührt. Sie zeigen, wie wenig es braucht, um Hoffnung zu schenken – und wie viel doch fehlt, um ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.

Weitere Eindrücke:

Zurück zum Blog

Hinterlasse einen Kommentar